Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die Nahverkehrsunternehmen haben auch in diesem Jahr wieder neue Fahrgastrekorde vermeldet. Das Wachstum fiel allerdings gedämpfter aus, was nicht zuletzt daran liegt, dass die Infrastruktur an ihre Grenzen stößt. Mehr Kapazität für den städtischen Bus- und Bahnverkehr, und natürlich auch mehr Personal, das ist die eine Baustelle. Eine andere Frage ist, wie der ÖPNV auch für diejenigen attraktiv werden kann, die bislang auf das eigene Auto nicht verzichten wollen oder können.
Nur mit den klassischen Nahverkehrsmitteln wird es nicht gehen – im ländlichen Raum, außerhalb der Innenstadtringe, oder zu Zeiten, wenn Busse und Bahnen nicht mehr fahren. Vernetzung und Multimodalität lauten die Schlüsselbegriffe: Integrierte Verkehrs-Ökosysteme sollen alle umweltfreundlichen Verkehrsmittel bündeln und die Lücke zwischen öffentlicher und individueller Mobilität schließen. Das alles möglichst aus einer Hand, damit sich die Reisenden nicht im Dickicht der Tarife und Anbieter verlieren.
Einige kommunale Verkehrsanbieter verfolgen inzwischen solche Ansätze. Nicht zuletzt treibt sie die Sorge um, externe private Akteure könnten ihnen mit eigenen Angeboten die Kunden abspenstig machen. Im Leitartikel stellt die Chefin der Berliner Verkehrsbetriebe, Sigrid Nikutta, die Strategie ihres Unternehmens vor. Ein Baustein ist das Projekt „Jelbi“: Entlang der Haltestellen der städtischen Schienenbahnen sollen Mobilitäts-Hubs entstehen, die für jeden Fahrgast das passende Anschlussangebot bereitstellen – buchbar mit einer einzigen App.
Wie sich die Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main die nähere Mobilitätszukunft vorstellt, zeigt der Beitrag des Geschäftsführers Betrieb und Technik, Michael Rüffer. Michael Barillère-Scholz, Chef von „ioki“, beschreibt, wie die Deutsche Bahn-Tochter Fahrgäste mit Elektro-Shuttles von und zu den ÖPNV-Haltestellenbringt, und das nicht nur in Großstädten. Und Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, fordert eine Politik für den öffentlichen Raum, die nachhaltige Mobilität und Stadtentwicklung zusammen denkt.
Lesen Sie außerdem in diesem Heft: „Truck Shuttle“ bringt mit der Verladung ganzer LKW mehr Güterverkehr von der Straße auf die Schiene, auf dem Symposium Wettbewerb und Regulierung werden die Chancen von Klimaschutz und Digitalisierung für den Verkehrsträger Schiene ausgelotet, und: Big Data ist nicht alles – was Führungskräfte von Aristoteles lernen können.
Viele Anregungen und Erkenntnisse beim Lesen wünscht
Martin Nowosad
Chefredakteur