Vom 20. bis zum 23. September traf sich die Bahnbranche wieder einmal in Berlin, wo nach vierjähriger pandemiebedingter Pause die dreizehnte InnoTrans stattfand. Insgesamt 137.394 Messegäste aus 131 Ländern informierten sich über aktuelle Trends der globalen Bahnbranche. Auf dem Messegelände präsentierten 2.834 Unternehmen und Institutionen aus 56 Ländern den Besuchern die gesamte Produkt- und Service-Vielfalt der öffentlichen Mobilität. 128 Fahrzeuge und 14 Busse waren auf dem 3.500 Gleismeter umfassenden Freigelände ausgestellt. Führende Hersteller aus dem In- und Ausland nutzten die Messe, um ihre neuesten Fahrzeuge erstmals zu zeigen oder symbolisch an ihre Kunden zu übergeben.
Nachhaltige Mobilität was das beherrschende Thema der diesjährigen InnoTrans. Auf dem Freigelände präsentierte zum Beispiel Siemens Mobility mit dem Mireo Plus H die nächste Generation von Wasserstoffzügen sowie den Mireo Plus B, der mit einem modularen, leistungsfähigen Batteriesystem ausgestattet ist. Stadler zeigte zum ersten Mal den mit Wasserstoff betriebenen Triebzug FLIRT H2 für den amerikanischen Personenverkehr.
Den wasserstoffbetriebenen Personenzug Coradia iLint von Alstom erlebten Gäste sogar im Betrieb: Der Zug verkehrt zweimal täglich von Berlin-Spandau nach Berlin-Ostbahnhof. Ebenfalls neu im Programm von Alstom ist ein Triebzug für die luxemburgische Staatsbahn CFL. Der Coradia Stream HC erreicht eine Geschwindigkeit von 160 km/h und bietet bis zu 692 Sitzplätze in der sechsteiligen Version.
Hitachi stellte den „Blues-Train“ vor, der gleich drei Antriebstechnologien – Diesel, Elektro und Batterie – vereint. Schnell zwischen Betriebsarten und Energiequellen zu wechseln, kennzeichnet auch die von Vossloh präsentierte Hybridlokomotive DM 20. Der polnische Hersteller Pesa präsentierte seine vierachsige Wasserstoff-Rangierlokomotive SM42.
Ideenzüge und erste Einblicke in den ICE L
Gleich mit mehreren Ideenzügen war die Deutsche Bahn vertreten. Der Ideenzug „City“ war im Mittelwagen der Digitalen S-Bahn Hamburg untergebracht. Dieser Ideenzug ist noch Zukunft – real dagegen ist der Ideenzug der Südostbayerbahn. Den Doppelstockwagen stellte DB Regio auf dem Gleisgelände aus.
Die DB präsentierte auch den ersten Wagen des neuen ICE L – das L steht dabei für den englischen Begriff „low floor“, also „Niederflur“. Der Zug des spanischen Herstellers Talgo setzt bei der Barrierefreiheit neue Maßstäbe: Durch seinen stufenlosen Zugang können Reisende im Rollstuhl erstmals ohne fremde Hilfe ein- und aussteigen. Aber auch alle anderen Fahrgäste, etwa mit großem Koffer, Kinderwagen oder Fahrrad, profitieren vom ebenerdigen Einstieg. Die Einzelfahrzeuge sind über einachsige Laufwerksportale miteinander verbunden. Ab Herbst 2024 werden 23 ICE L die Fernverkehrsflotte der DB schrittweise verstärken.
Neue Generation von Multisystemlokomotiven
Stadler zeigte zusammen mit dem European Loc Pool eine neue Generation sechsachsiger Lokomotiven, die EURO9000. Die leistungsstarken Multisystemlokomotiven ermöglichen den Betrieb auf mit Wechselstrom und Gleichstrom elektrifizierten Strecken. Darüber hinaus verfügen die Lokomotiven über zwei 950-kW-Dieselmotoren, um Züge auf nicht elektrifizierten Streckenabschnitten sowie zum Rangieren auf Abstellgleisen und in Güterbahnhöfen CO2-neutral zu bewegen.
Die schadstoffarmen Motoren können auch unter der 3 kV Gleichstrom-Oberleitung zusätzliche Energie liefern. Die TSI-konformen Lokomotiven sind für den Einsatz auf internationalen Strecken entlang der wichtigsten europäischen Bahnkorridore vorgesehen. Sie sind für verschiedene Länderpakete ausgelegt, darunter konventionelle automatische Zugsicherungssysteme sowie das Europäische Zugsicherungssystem (ETCS). Die Grundkonfiguration mit Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien, den Niederlanden und Belgien wird in Zukunft auf weitere Länder ausgeweitet werden.
Destination Digital
Unter dem Motto „Destination Digital“ definiert Siemens Mobility vier entscheidende Hebel, mit denen das Unternehmen seine Kunden dabei unterstützt, einen nachhaltigen, komfortablen und kosteneffizienten Schienenverkehr bereitzustellen: optimierte Lebenszykluskosten für Bahninfrastruktur und Rolling Stock, 100 Prozent Systemverfügbarkeit, Maximierung der Netzwerkkapazität sowie optimierte Kundenerfahrung und -prozesse.
Fahrzeug-Plattformen wie Mireo, Vectron oder Velaro senken die gesamten Lebenszykluskosten und bieten den Kunden eine Reihe von Vorteilen. Der technische Kern eines Zuges wie Motor, Drehgestelle und Übertragungssystem kann in mehreren Zugvarianten eingesetzt werden, während andere Teile an die spezifischen Anforderungen eines Kunden angepasst werden können.
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