Der Vorstand von DB Cargo hat Ende April drei Neuzugänge berufen. Das nunmehr sechsköpfige Führungsgremium der Güterbahn ist paritätisch aufgestellt – die Hälfte des Vorstands ist weiblich. Außerdem hat das Unternehmen ein neues Vorstandsressort für Angebotsmanagement eingerichtet.
Vielfalt im Topmanagement sei ein klarer Erfolgsfaktor für Unternehmen, sagte Sigrid Nikutta, seit Jahresbeginn Vorstandsvorsitzende von DB Cargo und außerdem Vorstand für Güterverkehr im DB-Konzern, nach der Bestätigung der Personalentscheidungen durch den Aufsichtsrat. Neu im Unternehmen ist Martina Niemann, die zuletzt im Management der Lufthansa tätig war. Sie wird im Juli das Finanzressort von DB Cargo übernehmen und Matthias Reichel ablösen. Personalvorständin Ursula Biernert wurde für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt. Ralf-Günther Kloß und Thorsten Dieter sind bereits seit vielen Jahren mit Führungsaufgaben bei DB Cargo betraut und rücken nun in den Vorstand auf, wo sie die Ressorts Produktion beziehungsweise Angebotsmanagement leiten. Neu-Vorstand Dieter hat laut Unternehmensangaben die Aufgabe, die Angebote von DB Cargo attraktiver zu machen und insbesondere den Einzelwagenverkehr als Alternative zum Lkw-Transport zu profilieren.
DB-Vorstandschef Richard Lutz sieht mit der neuen Führungsstruktur die Zeichen auf Wachstum gestellt. „Der Schienengüterverkehr zeigt gerade in diesen Tagen, welches Potenzial in ihm steckt und welche Rolle er spielen kann“, betonte Lutz vor dem Hintergrund der Corona-Krise. Im Verbund mit der Speditionstochter DB Schenker hat DB Cargo seit Ausbruch der Pandemie in Europa dazu beigetragen, die Versorgung mit wichtigen Gütern wie Lebensmitteln und Schutzausrüstung sicherzustellen. Dabei setzen beide Unternehmen auf abgestimmte Transportketten, in denen Schiene, Straße, See- und Luftfracht kombiniert werden. Eine neu gebildete Taskforce koordiniert die Zusammenarbeit im 17 Länder umfassenden Cargo-Netzwerk sowie die Kooperation mit Schenker.
Bereits im April rollten zusätzliche Güterzüge von Italien aus Richtung Norden und brachten unter anderem große Mengen Pasta nach Deutschland. Anfang Mai nahm DB Cargo-Chefin Nikutta eine erste Großlieferung von Schutzmasken in Empfang, die über die eurasische Eisenbahnbrücke von China bis nach Kaliningrad, von dort per Schiff nach Rostock und im Anschluss mit kombinierten Verkehren bis zu den Empfängern transportiert werden.
Corona-Krise: Güterbahnen fordern staatliche Unterstützung
Nach Beginn der Einschränkungen infolge der Corona-Ausbreitung meldeten auch die Güterbahnen außerhalb des DB-Konzerns freie Kapazitäten und warben um Aufträge bei Industrie und Handel. Die Argumente der Schienentransporteure: Güterzüge können im Verhältnis zu Lkw größere Warenmengen mit weniger Personal befördern, außerdem sind die medizinischen Schutzvorkehrungen leichter einzuhalten, da Lokführer während ihrer Arbeit weniger direkte menschliche Kontakte haben.
Unterdessen forderten mehrere Branchenverbände, darunter die Dachverbände der privaten Güterbahnen und der Verkehrsunternehmen NEE und VDV, Ende April in einer gemeinsamen Erklärung stärkere finanzielle Unterstützung von der Bundesregierung, unter anderem durch eine Anhebung der Trassenpreisförderung sowie zusätzliche Direkthilfen an Unternehmen für Investitionen oder den Ausgleich von Liquiditätsengpässen. Nach Angaben des NEE verzeichneten die Mitgliedsunternehmen im ersten Krisenmonat März einen Rückgang der Verkehrsleistung um 10 bis 20 Prozent und rechnen mit weiteren Einbußen.
(6.5.2020)