Die Allianz pro Schiene und das Bundesumweltministerium haben sich für eine Weiterentwicklung der Lärmschutzstrategie für den Schienenverkehr ausgesprochen. Im Rahmen des zweijährigen Dialogprojektes „Forum leise Bahnen“, das im Frühjahr zum Abschluss kam, haben die Projektpartner eine Reihe von Empfehlungen erarbeitet, die neue Perspektiven für die Lärmminderung bis 2030 aufzeigen.
Mit der Umrüstung der Güterwagenflotte auf die sogenannten Flüsterbremsen wird in diesem Jahr ein wichtiges Ziel erreicht: Ab dem Fahrplanwechsel im Dezember dürfen keine lauten Güterzüge mehr im deutschen Netz verkehren – Richtwert ist eine Reduzierung des Rollgeräusches um 10 Dezibel (dB), was einer wahrgenommenen Halbierung des Schienenlärms gegenüber dem Ausgangswert im Jahr 2008 entspricht. „Die Bahnen sind leiser geworden“, sagte Allianz pro Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege im August vor Medienvertretern in Berlin. Der weitere Ausbau der Schieneninfrastruktur sei auf die Unterstützung der Bevölkerung angewiesen, unterstrich Flege. „Die bekommen wir nur, wenn Branche und Politik gemeinsam alle Anstrengungen für eine weitere Geräuschreduzierung unternehmen.“
In Zukunft komme es auf eine Vielzahl kleinerer Maßnahmen an, die in eine Gesamtkonzeption integriert werden müssen, heißt es in dem Abschlussdokument des Projektes. Als neuen Zielwert schlagen die Autoren vor, die Zahl der von Schienenlärm betroffenen Personen bis 2030 um 20 Prozent zu senken. Die Bundesregierung solle sich außerdem auf europäischer Ebene für eine weitere Absenkung der Lärmgrenzwerte für neue Güterwagen einsetzen, Anreize für Infrastrukturbetreiber und Bauunternehmen für geräuscharmes Bauen schaffen und Forschungsprojekte zur Lärmreduzierung fördern.
Ende Juli hatte das Bundesverkehrsministerium angekündigt, dass die sogenannten Auslösewerte für die Lärmsanierung an der bundeseigenen Schieneninfrastruktur um 3 dB gesenkt werden sollen. Wird dieser Grenzwert überschritten, können betroffene Anwohner von Schienenstrecken Anträge für Maßnahmen aus einem freiwilligen Programm des Bundes stellen, etwa den Einbau von Schallschutzwänden. „Besonders beim Schienengüterverkehr treten nachts hohe Lärmbelastungen für Anwohnerinnen und Anwohnern auf“, erklärte René Weinandy, der im Bundesumweltamt das Fachgebiet Verkehrslärm leitet. Dies sei die „ökologische Achillesferse“ der Bahn, so Weinandy. Daher müsste das gesamte Potenzial zur Lärmminderung ausgeschöpft werden, um die Akzeptanz für den Schienenverkehr weiter zu erhöhen.
Weitere Potenziale sieht das Forum leise Bahnen in der Optimierung von Betriebsabläufen etwa durch Fahrerassistenzsysteme und die Ablösung des Dieselantriebs durch alternative Antriebe. Die DB Netz AG wird aufgefordert, das Einsatzverbot lauter Güterwagen ab Dezember dieses Jahres zu überwachen und sich dazu mit den Verkehrsunternehmen und nicht-bundeseigenen beziehungsweise ausländischen Infrastrukturbetreibern abzustimmen.
(28.8.2020)