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Verkehrswende

Der Weg aus der Klimakrise führt über die Schiene

Sigrid Nikutta, Vorstandsvorsitzende von DB Cargo
Foto: DB AG/Agentur Offenblende

Die Klimakrise ist die größte globale Herausforderung! Wir alle erkennen gerade, dass die Ressourcen und die Möglichkeiten unserer Erde begrenzt sind. Lange Zeit dachten wir, Klimakrise findet doch wohl woanders statt – denn wir haben in Europa nichts gespürt. Das hat sich geändert. Mit nicht vorstellbarer Naturgewalt hat die Natur auch in Deutschland gezeigt, dass es so nicht weitergehen wird.

Jetzt ist – glaube ich – jeder und jedem klar: Wir sollten in Deutschland, in Europa, in der Welt schnellstens reagieren. Denn noch können wir die Wirkungen des Klimawandels abschwächen. Anders als gegen die globale Corona-Pandemie gibt es gegen die Erd­erwärmung keinen Impfstoff, wir alle sind gefordert.

Die EU und die Regierungen der Länger haben hier die richtigen Weichen gestellt. Bis 2030 soll der CO2-Verbrauch in Europa um 55 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 1990 sinken. 2045 wollen wir in Deutschland, 2050 in Europa CO2-frei leben. Wir wissen, dass dieses möglich sein wird. Allerdings werden wir dafür viele gewohnte Verhaltensweisen radikal verändern. Gerade im Bereich Transport und Logistik haben wir deutliche Hausaufgaben.

„Die Frage ist nicht ob, sondern wie und wie schnell mehr Transporte auf die Schiene verlagert werden“

Weltweite Lieferketten sind eine wichtige Grundlage unserer Wirtschaft. Damit sind wir sehr erfolgreich. Die Umweltwirkungen der Lieferketten sind lange nicht betrachtet worden. Auch weil Umweltkosten bisher Allgemeinkosten waren und die Tatsache, dass die Kosten des LKW ungefähr drei Mal so hoch sind wie die der Schiene, spielte keine Rolle. Das Resultat: Mehr Verkehr, mehr Logistik, mehr Transport.

Jedes Unternehmen kann auf die Schiene verlagern

Heute wissen wir: Viel mehr Güter können auf der umweltfreundlichen Schiene gefahren werden. Jeder Kunde – egal ob mit oder eignem Gleisanschluss – kann auf die Schiene verlagern. Der CO2 -Footprint eines jeden Unternehmens kann durch den Güterverkehr auf der Schiene ganz schnell und unglaublich effektiv reduziert werden. So schaffen wir den „Green Deal“.

Denn es gibt sie, die Wahrheiten, die so einfach sind: Güterzüge sparen gegenüber dem Transport auf der Straße rund 80 bis 100 Prozent CO2! Ein Güterzug kann bis zu 52 LKW ersetzen. Mit dem Güterverkehr schaffen wir im wahrsten Sinne des Wortes: Freiraum im Straßenverkehr und sauberere Luft.

Die Frage, weshalb wir nicht schon früher viel stärker auf den Transport auf der Schiene gesetzt haben, möchte ich hier gar nicht weiter strapazieren. Wichtiger ist es, jetzt alle Kraft zu bündeln, und es möglich zu machen.

Die deutsche und europäische Industrie ist hier sehr entschlossen. Es geht nicht mehr um die Frage „ob“ mehr Güterverkehr auf der Schiene möglich ist. Sondern wie und wie schnell können die Transporte von der Straße auf die Schiene verlagert werden, ist die Frage. Und natürlich werden wir die gesamten Logistikketten anbieten – vom Werkstor zum Werks­tor – quer durch Europa und bis nach China. DB Cargo wird zu dem europäischen Logistiker mit der Schiene im Herzen.

Güterzug in grüner Landschaft
DB Cargo-Lok im Einzelwagenverkehr: Die Vernetzung der Güterbahnen verbessert die Qualität und Leistungsfähigkeit im Gesamtsystem (Foto: DB AG/Steve Wiktor)

Ein starkes Einzelwagennetzwerk ist entscheidend

Genau auf diese Verbreiterung des Geschäfts­modells von DB Cargo zahlen alle Aktivitäten von DB Cargo ein. Ein starkes Einzelwagennetzwerk ist dafür entscheidend. Mit vielen privaten Eisenbahnverkehrsunternehmen haben wir uns im Netzwerk Einzelwagenverkehr zusammengeschlossen. Denn Netzwerke funktionieren wie das menschliche Gehirn. Je mehr Synapsen da sind, desto mehr Input gibt es, desto schneller werden die Informationen verarbeitet und desto klüger werden wir. Übertragen auf den Einzelwagenverkehr heißt das: Je mehr Zugangspunkte ins Netz, je mehr Wagen, je kürzere Laufzeiten, je mehr Auslastung, je mehr Züge gebildet werden können – desto besser funktioniert das System und die Kundinnen und Kunden profitieren und sind zufrieden. So geht Verkehrsverlagerung!

Alle Eisenbahnerinnen und Eisenbahner sind gefragt, weit über Grenzen eines Rangierbahnhofs oder über die Schienenoberkante des Netzes hinaus neu zu denken – mit neuen und vor allem konkreten Digitalisierungsthemen wie der Digitalen Automatischen Kupplung, ETCS und effizienter Nutzung der vorhandenen Netzkapazitäten.

Einige Meilensteine sind bereits erreicht: So haben wir unsere DB-Cargo-Güterwagen allesamt mit GPS-Sendern und Sensoren ausgerüstet, haben sie „intelligent“ gemacht. Wir können diese Live-Daten sofort an unsere Kunden senden. Die Steuerung des Zugbetriebs wird so für Bahn und Kunde einfacher und effektiver.

Politische Weichenstellungen sind unerlässlich

Natürlich sind politische Weichenstellungen zu Gunsten des umweltfreundlichsten Verkehrs­mittels unerlässlich: Wachstum braucht Platz – neue Rangiermöglichkeiten, Puffergleise, Überholgleise, Terminals, Railports, Gleisanschlüsse und am Ende auch neue Strecken. Trassenpreisreduktion, Anlagenförderung, Einzelwagenförderung, EEG-Umlagebefreiung, kranbare Trailer, Mautfreiheit für Fahrten von und zum Terminal, Anreize zum Verlagern auf die Schiene für Verlader, Digitale Automatische Kupplung, ETCS und Barrierefreiheit an den Grenzen in Europa – das sind die politischen Weichenstellungen, die ich meine.

Und natürlich wird die ganze Branche der Schienengüterverkehrsunternehmen bereitstehen, in umweltfreundliche Loks und Güterwagen und digitales Prozess-Management zu investieren.

Das Jahrzehnt der Bahn hat begonnen. Lassen Sie uns gemeinsam dieses historische Zeitfenster nutzen.


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