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Aktionstag

Damen auf Dampfzügen

Am Haltepunkt Europäische Zentralbank kommen alle Dampfzugmädels zum Gruppenfoto zur Lok
Am Haltepunkt Europäische Zentralbank kommen alle Dampfzugmädels zum Gruppenfoto zur Lok (Foto: Simon Klinz)

Eine alte, schwere Dampflokomotive rollt an den Bahnsteig. Der Lokführer steigt aus, schaut nach den Stangenlagern. Männer stehen vor der Dampflok, fachsimpeln und tauschen sich über die Schieberbauart der Dampfmaschine aus. Ein älterer Herr macht ein Foto und erinnert sich schmunzelnd an seine Kinderzeiten. Am 28. April 2024 ist das etwas anders. Es sind ausschließlich Frauenhände, die den großen Regler bedienen, Lager abölen und das Feuer mit Kohle versorgen. Frauen mit den Befähigungen zum Fahren und Heizen von Dampflokomotiven.

Bundesweit angereist sind drei Dampflokführerinnen und sechs der zehn Heizerinnen, die der kleinen Gruppe in Deutschland bekannt sind. Es ist das dritte Jahr mit einem Treffen der Frauen bei einer historischen Dampfeisenbahn.

Im vorherigen Jahr traf sich die Gruppe bei der Museumseisenbahn Essen, um mit der 1956 gebauten Jung-Dampflok den Betrieb auf der Hespertalbahn durchzuführen. Die jährlichen Treffen starteten 2022 in Bruchhausen-Vilsen. Hier zogen die Frauen mit der 1899 gebauten Schmalspurdampflok HOYA die Museumszüge des Deutschen Eisenbahn-Vereins. Dieses Jahr hatte die Historische Eisenbahn Frankfurt eingeladen. Mit der Güterzugdampflok der Baureihe 52 sollten die Fahrten auf der Hafenbahn durchgeführt werden.

Eisenbahnbetrieb wie in früheren Zeiten

Auch auf dem Zug sind die Posten ausschließlich von Damen besetzt: Die Zugführerin gibt den Ton an und kümmert sich um die sichere und pünktliche Fahrt des Personenzuges. Die Zugbegleiterinnen unterstützen sie bei der Abfertigung des Zuges und übernehmen Fahrgastbetreuung und Fahrkartenverkauf. Auch die Führung des Speisewagens liegt heute in Frauenhänden. Alles läuft reibungslos, wie früher.

„Wir arbeiten hier und zuhause bei unseren Heimatbahnen auch sehr gerne mit den männlichen Kollegen zusammen!“ betont eine junge Frau in Eisenbahnuniform. Im Grunde würden sie überall herzlich und auf Augenhöhe empfangen. Die angereisten Frauen sind sich einig, dass es keinen Unterschied macht, ob man als Mann oder Frau eine technische oder betriebliche Tätigkeit bei der Bahn verübt.

Dass die Vorurteile gegenüber den Fähigkeiten von Frauen auf Lokomotiven deutlich weniger werden, merken auch die Frauen, die im Hauptberuf bei der Eisenbahn arbeiten. Alle freuen sich mit, wenn aus dem Führerstand eines modernen Triebfahrzeuges eine junge Auszubildende schaut und die Abfahrt ihres Zuges überwacht.

Bild links: Auch die nächste Generation der Dampfzugmädels steht schon in den Startlöchern: Michaela Quante (links) und ihre Tochter Franziska auf der Dampflok. Bild rechts: Die drei Dampflokführerinnen begutachten die Entstehung der Dampfenergie
Bild links: Auch die nächste Generation der Dampfzugmädels steht schon in den Startlöchern: Michaela Quante (links) und ihre Tochter Franziska auf der Dampflok (Foto: Birgit Krumenaker). Bild rechts: Die drei Dampflokführerinnen begutachten die Entstehung der Dampfenergie (Foto: Simon Klinz)

Alte Rollenbilder überwinden

Die Frauen verstehen ihre Treffen auch als Aufruf an alle Frauen mit Eisenbahnführerschein und der Befähigung für die Dampftraktion, alle geprüften Heizerinnen und Frauen, die sich in der Ausbildung zu einer der Tätigkeiten auf der Dampflokomotive befinden. „Wir wollen allen Mut machen, sich nicht von alten Traditionen oder Rollenbildern abschrecken zu lassen und den eigenen Interessen ohne Vorurteile nachzugehen“, beschreibt eine der Heizerinnen und öffnet schwungvoll die Feuertür des großen Dampfkessels. Ein kurzer Blick sagt ihr, dass vorne links noch drei Schaufeln Kohle nachgelegt werden müssen.

Im Zug fahren Familien, Touristen aus aller Welt und Eisenbahninteressierte jeden Alters und Geschlechts, machen begeistert Fotos und nehmen großen Anteil an der außergewöhnlichen Aktion der Frauen.

Die Dampfzugmädels, wie sie sich mitunter etwas flapsig selbst nennen, freuen sich über den vereinsübergreifenden Austausch und haben wie immer jede Menge Spaß an dem gemeinsamen Hobby. „Dann wollen wir die alte Lady doch mal nach Hause fahren“ sagt die Dampflokomotivführerin mit einem Lächeln und gibt einen kurzen Pfiff mit der Dampfpfeife. Eine zierliche Hand mit lackierten Fingernägeln greift beherzt den Dampfregulator und die schwere Dampflok setzt sich in Richtung Feierabend in Bewegung.


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