
Seit nunmehr zehn Jahren vernetzt Women in Mobility (WiM) Frauen in der Mobilitätsbranche und setzt sich für eine nachhaltige und gerechte Verkehrswende ein. Was 2015 als Initiative begann, hat sich zu einem internationalen Netzwerk mit mehreren Tausend Expertinnen aus allen Bereichen der Mobilität entwickelt.
meet.network.change: Unter diesem Motto setzt sich das Fachnetzwerk Women in Mobility (WiM) seit einem Jahrzehnt für eine Mobilitätswende, Sichtbarkeit von Expertinnen und Diversität in der Mobilitätsbranche ein. Gegründet im Jahr 2015 von Anke Erpenbeck (Kölner Verkehrsbetriebe), Coco Heger-Mehnert (Verkehrsverbund Rhein-Ruhr) und Dr. Sophia von Berg (DB Systel), hatte WiM anfangs das Ziel, Frauen innerhalb der Mobilitätsbranche stärker zu vernetzen und ihre Sichtbarkeit zu erhöhen.
Heute, zehn Jahre später, ist dieses Ziel in weiten Teilen der Branche erreicht. Aus WiM ist ein schlagkräftiges Netzwerk geworden, zu dem mehrere tausend Frauen aus allen Bereichen der Mobilität gehören, die sich mit ihrer Expertise aktiv für eine nachhaltige und gerechte Mobilität einsetzen.
Meilensteine und Wachstum
Egal ob eine Expertin für Seilbahnen oder Luftverkehr gesucht wird, eine Planerin von Radwegeinfrastruktur, eine Speakerin zum Thema Elektromobilität oder Barrierefreiheit im ÖPNV: WiM kennt und verbindet sie.
Anfragen, die per Newsletter und über Social Media an die WiM-Community gesendet werden, erreichen mittlerweile mehr als 26.000 Abonnentinnen und Followerinnen: von der Masterstudentin über die Forscherin und Ingenieurin bis zur Vorstandsvorsitzenden.
WiM hat in den vergangenen zehn Jahren in der Mobilitätsbranche viel erreicht: Von der Etablierung zwölf regionaler Netzwerkniederlassungen, der sogenannten Hubs, über eigene Konferenzen und Networking-Events bis hin zu Kooperationen mit Universitäten, Verbänden, Unternehmen und internationalen Mobilitätsmessen wie der InnoTrans oder dem Railway Forum.
Auch beim diesjährigen UITP-Summit ist WiM vertreten: Nachdem das Netzwerk Hamburg als Gastgeberstadt des ÖPNV-Weltkongresses mit einer Absichtserklärung unterstützt hat, bringt es nun das Thema Diversität und Mobilität aktiv ins Konferenzprogramm ein. Dort, wie auch bei anderen WiM-Veranstaltungen, wird der Fokus auf einer feministischen Perspektive in der Verkehrspolitik liegen.
Dabei geht es nicht nur um Gleichstellung und Chancengerechtigkeit in der Branche, sondern um einen umfassenden Ansatz, der eine nachhaltige, sichere und für alle zugängliche Mobilität fördert. Besonders wichtig ist dabei die gleichberechtigte Repräsentation aller Verkehrsteilnehmenden. Um diese Vielfalt abzubilden, kommen bei Panels und von WiM bespielten Bühnen Frauen mit unterschiedlichen Hintergründen und Blickwinkeln auf Mobilität zu Wort.
Female Mobility und feministische Verkehrswende
Doch die Arbeit ist noch lange nicht abgeschlossen. Die Frage, ob es 2025 noch Branchennetzwerke für Frauen braucht, lässt sich ganz klar mit Ja beantworten: Allein in der Bahnindustrie in Deutschland liegt der Anteil weiblicher Mitarbeiterinnen bei nur rund 18 Prozent. Das ergibt eine Umfrage in der Mitgliedschaft des Verbandes der Bahnindustrie in Deutschland (VDB).[1] Dabei sind mehr als die Hälfte der Fahrgäste weiblich. Laut der Managementberatung accilium liegt der Anteil der Frauen in den Vorständen der 50 größten Verkehrsunternehmen in Deutschland bei lediglich 5,6 Prozent.[2]
WiM ist überzeugt, dass sich das ändern muss, wenn Mobilität für alle Menschen gleichermaßen funktionieren soll: Nur wenn an den Tischen, an denen Mobilität geplant und Entscheidungen getroffen werden, möglichst unterschiedliche Menschen sitzen und sich einbringen, werden auch möglichst viele Perspektiven und Bedürfnisse berücksichtigt.
Aktuell ist die Mobilität davon noch weit entfernt. In den westlichen Ländern orientiert sich die Verkehrs- und Mobilitätsplanung weiterhin stark an einem mittelalten, gesunden Mann von 1,78 Metern Körpergröße. Die Bedürfnisse von Frauen, Kindern, älteren oder behinderten Menschen werden in der Planung von Fahrzeugen, Städten, Fahrplantaktungen und Straßen oft kaum oder gar nicht berücksichtigt.
Eine Studie des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums (DLR) bestätigt diese Missstände. Besonders betroffen sind Bereiche wie Sicherheit, Funktionalität, Komfort und sanitäre Anforderungen, wie die DLR-Forscherinnen Dr. Laura Gebhardt, Sophie Nägele und Mascha Brost[3] kürzlich herausgefunden haben.

Kooperationen des Netzwerks
WiM arbeitet mit Partner*innen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik zusammen, um diese Themen sichtbar zu machen und konkrete Lösungen zu entwickeln. Dazu zählen unter anderem die Messe Karlsruhe, die Messe Berlin und die Kölnmesse sowie universitäre Partnerschaften mit der Universität St. Gallen und der TU Wien. Darüber hinaus ist WiM eng mit anderen Branchennetzwerken wie Women in Cycling und dem Young Mobility Network vernetzt. Kooperationen mit Plattformen wie MentorMe und dem Leadership-Netzwerk Panda fördern nicht nur die fachliche, sondern auch die persönliche Weiterentwicklung der Expertinnen.
Bekannte Unternehmen aus der Verkehrsbranche, darunter die Berliner Verkehrsbetriebe, die Deutsche Bahn und Stadler, unterstützen das Netzwerk regelmäßig durch Spenden. Denn Women in Mobility ist ein ausschließlich ehrenamtlich geführtes Netzwerk, das sich mehrheitlich durch Sach- und Geldspenden finanziert. Die Frauen der Community engagieren sich in ihrer Freizeit: vom digitalen Fachvortrag über den Düsseldorfer Stammtisch und das Panel auf der Messe Karlsruhe bis hin zum Besuch im Berliner Bundesverkehrsministerium – die Akquise der Speakerinnen, die Planung von Veranstaltungen, das Management der Teilnehmenden und die Organisation des Caterings übernehmen die Expertinnen unentgeltlich und zusätzlich zum regulären Job.

Zusammenarbeit auf Augenhöhe
Das Ehrenamt der WiM, das Engagement und die Leidenschaft der vielen Expertinnen ist das, was netzwerkintern als WiM-Spirit verstanden wird: WiM setzt auf eine Kultur des respektvollen Miteinanders; die Community arbeitet unabhängig von Hierarchien auf Augenhöhe zusammen. In interdisziplinären Teams packen Expertinnen für internationalen Flugverkehr mit Aufsichtsrätinnen und Verkehrspolitikerinnen zusammen an, unterstützen sich Beraterinnen, Triebfahrzeugführerinnen und Logistikerinnen.
Das gemeinsame Engagement für eine nachhaltige, gerechte Mobilität, die für alle funktioniert, prägt WiM. Der respektvolle Austausch und das kontinuierliche Lernen voneinander und miteinander sind die Grundlage für den Erfolg und das Wachstum des Netzwerkes – und seine DNA.
Entsprechend teilt WiM im Jubiläumsjahr unter dem Hashtag #gemeinsamgestalten im Blog auf der Website sowie auf seinen Social-Media-Kanälen Best Practices und erfolgreiche Kooperationen aus zehn Jahren WiM. Um Mut zu machen, selbst aktiv zu werden und zu inspirieren, welche Lösungen sich gemeinsam für eine bessere, nachhaltige Mobilität entwickeln lassen.
Auf der Straße, zu Wasser, in der Luft oder auf der Schiene: Die nächsten Jahre bieten große Chancen für Veränderungen – mit Women in Mobility als gutem Geist der Branche und starker Stimme.
Fazit
Das Branchennetzwerk Women in Mobility hat in den vergangenen zehn Jahren maßgeblich zur Förderung einer nachhaltigen und gerechten Mobilitätswende beigetragen.
Seit seiner Gründung 2015 ist WiM zu einem erfolgreichen Netzwerk von mehreren tausend Fachexpertinnen angewachsen – über alle Hierarchieebenen und Mobilitätsformen hinweg. WiM hat bedeutende Meilensteine erreicht, darunter die Etablierung regionaler Hubs und erfolgreiche Kooperationen mit Wissenschaft und Wirtschaft.
Trotzdem bleibt die strukturelle Gleichstellung in der Mobilitätsbranche eine Herausforderung. Women in Mobility wird sich deshalb auch in Zukunft dafür einsetzen, Barrieren abzubauen und eine diversere, gerechtere Mobilität aktiv mitzugestalten.
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