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Bahnhofsgeschichte

Historische Atlas-Skulptur kehrt in Hamburger Hauptbahnhof zurück

Historische Atlas-Skulptur auf dem Hamburger Hauptbahnhof, Anfang des 20. Jahrhunderts
Historische Atlas-Skulptur auf dem Hamburger Hauptbahnhof, Anfang des 20. Jahrhunderts (Foto: DB AG)

Fast 80 Jahre nachdem die Atlas-Figur im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, wird Ende des Jahres eine Skulptur, wie sie einst auf dem Dach des Bahnhofs stand, wieder dort montiert. Bis dahin ist die rund 2,8 Meter große und 270 Kilogramm schwere Figur in der Wandelhalle des Hauptbahnhofs ausgestellt und kann dort bestaunt werden.

Die Atlas-Figur ist eine imposante Skulptur, die in der griechischen Mythologie auf den Titanen Atlas zurückgeht. Er wird oft als Figur dargestellt, die das Himmelsgewölbe auf seinen Schultern trägt. In der Skulptur sitzt Atlas auf einem Stein und stützt eine Weltkugel mit beiden Händen. Diese Darstellung symbolisiert die immense Stärke und Last, die der Titan auf sich nimmt, um das gesamte Gewicht des Himmels zu tragen. Die Atlas-Figur am Hamburger Hauptbahnhof ist ein eindrucksvolles Beispiel für diese mythologische Darstellung.

Ursprünglich thronten zwei Atlas-Skulpturen aus dem frühen 20. Jahrhundert auf der zentralen Achse der „Wandelhalle“ des Hamburger Hauptbahnhofes. Während des Zweiten Weltkrieges wurden die Figuren jedoch durch Bombenangriffe beschädigt und anschließend in Sicherheit gebracht.

Scheinbar aus Raum und Zeit gerissen, hatte Atlas seinen Platz in einem kleinen Teich im Hamburger Süden – für Spazierende gut sichtbar, aber nicht zugänglich. Zwei Jahre Recherche brachte die Historie der Figur zum Vorschein und identifizierte sie als eine von ursprünglich zwei baugleichen Figuren, die auf Dach des Hamburger Hauptbahnhofes standen.

Eisenbahner*innen fügten die beiden beschädigten Atlas-Figuren in den 1960er-Jahren zu einer einzigen Skulptur zusammen und brachten sie in die damalige Eisenbahnersiedlung in Hamburg-Wilhelmsburg. Der Einsatz der Kolleg*innen der Deutschen Bundesbahn, die zerbombte Figuren in Sicherheit gebracht haben, macht deutlich, wie symbolträchtig diese Figur war. Zuletzt stand der Atlas dann in einem Teich in eben dieser Siedlung, die inzwischen dem Wohnungsunternehmen Vonovia gehört. Das Unternehmen ließ den Atlas in Berlin restaurieren und entschied sich dann, ihn wieder an den Ursprungsort zurückzubringen, anstatt wie ursprünglich angedacht in die Quartierentwicklung einzubinden.

Restaurierte Atlas-Skulptur im Bahnhofsgebäude
Restaurierte Atlas-Skulptur im Bahnhofsgebäude (Foto: DB Station&Service AG/Daniela Borkow)

Noch bis September haben Besucher*innen die Möglichkeit, die von Thomas Dempwolf restaurierte Skulptur zu bestaunen. Anschließend soll der Titan wieder seinen Platz auf dem Dach des Bahnhofs am Ausgang Glockengießerwall (Richtung Innenstadt) einnehmen.

In Deutschland gibt es weitere Beispiele für Atlas-Figuren wie zum Beispiel am Frankfurter Hauptbahnhof (Gustav Herolds Figurengruppe „Atlas, die Erdkugel tragend, unterstützt von Dampf und Elektrizität“, 4,5 Tonnen schwer, 6,5 m hoch) oder am Leipziger Hauptbahnhof. Eine der wohl bekanntesten Atlas-Figuren weltweit steht in New York City vor dem Rockefeller Center. Diese Skulptur wurde von Lee Lawrie 1937 geschaffen und symbolisiert den Geist der Industrie und des Fortschritts.


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