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Halbjahresbilanz: Die Bahnindustrie zwischen Weltklasse und Krisenmodus

Produktion von Schienenfahrzeugbremsen in Berlin
Produktion von Schienenfahrzeugbremsen in Berlin (Foto: Knorr-Bremse AG)

Der Verband der Bahnindustrie (VDB) hat in seiner Halbjahresbilanz ein gemischtes Bild gezeichnet. Auf der einen Seite stehen die gute Auftragslage und die Innovationskraft, welche die Branche auf der diesjährigen InnoTrans demonstriert habe, so VDB-Präsident Andre Rodenbeck im November vor Medienvertretern in Berlin. Dem gegenüber stehen stark gestiegene Kosten bei Energie und Rohstoffen, unsichere Lieferketten sowie ein Einbruch bei der Nachfrage aus dem Ausland.

Den Angaben des Verbands zufolge stieg der Umsatz der Mitgliedsunternehmen im ersten Halbjahr 2022 um 1,5 Prozent auf insgesamt 6,5 Milliarden Euro. Die Auftragseingänge nahmen um knapp ein Drittel zu. Auch die Zahl der direkt in der Branche beschäftigten wuchs um 1,7 Prozent auf 54.700 Personen.

Getrieben wird das Wachstum vor allem durch die Nachfrage nach Schienenfahrzeugen aus dem Inland. Dagegen halbierten sich die Aufträge aus dem Ausland, und auch die Infrastruktursparte verzeichnete keinen Zuwachs.

Diese Marktsituation passe nicht zu den politischen Zielen für den Schienensektor, bemerkte VDB-Präsident Rodenbeck. Die Mittel für die Digitalisierung der Infrastruktur müssten nicht nur deutlich steigen, sondern auch schneller abfließen, andernfalls sei der Zeitplan beim DSD-Rollout nicht zu halten. Bei der Elektrifizierung von Bahnstrecken müsste sich das Tempo annähernd verdoppeln, um die angestrebte Zielmarke für 2040 zu erreichen, ergänzte Verbandsgeschäftsführer Axel Schuppe.

Der VDB forderte eine faire Verteilung der Mehrkosten zwischen Herstellern und Betreibern sowie eine Energiepreisbremse für die Branche. Auch die öffentlichen Investitionen müssten steigen – der im Haushaltsentwurf für 2023 vorgesehene Zuwachs bliebe in der Summe hinter dem aktuellen Jahr zurück.

Zudem müsste die Politik dafür sorgen, dass die Mittel schneller in den Markt abfließen, besonders bei Neubau- und Digitalisierungsvorhaben. Hier erhofft sich der Verband rasche Fortschritte durch die vom Bundesverkehrsministerium eingesetzte Beschleunigungskommission Schiene, die im Juni dieses Jahres ihre Arbeit aufnahm.

(30.11.2022)