Wie sehr sich „immer wieder auf Neues einstellen“ als Dauerzustand erweist, war im Frühjahr 2021 kaum absehbar, als ich damit in dieser Zeitschrift die zurückliegenden Monate und die Hochphase der Pandemie beschrieb. Die Welt kommt aus dem Ausnahmemodus nicht heraus. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine dauert an. Hinzu kommen Rekordinflation und steigende Preise, allen voran explodierende Energiekosten. Auch die Pandemie ist noch nicht vorbei.
Diese Entwicklungen treffen auch uns als Deutsche Bahn und unsere gesamte Branche. Immer wieder mussten und müssen wir unsere Flexibilität unter Beweis stellen und gemeinsam Lösungen finden. Dabei haben wir auch große Unterstützung seitens des Bundes erfahren. Meinen Grundoptimismus zur Zukunft der Eisenbahn habe ich aber nie verloren. Denn auch in diesen schwierigen Zeiten hat sich die Schiene einmal mehr als Lebensader für Wirtschaft und Gesellschaft erwiesen. Sie sichert Versorgung und Mobilität der Menschen.
Wer die Schiene stärkt, schützt das Klima
Und die Schiene ist unverzichtbar bei der Bekämpfung des Klimawandels. Der Klimawandel mit seinen dramatischen Auswirkungen ist längst Realität. Wir sind die letzte Generation, die seine Folgen abmildern kann. Als Deutsche Bahn haben wir uns genau dieser Aufgabe verschrieben: Mehr Verkehr auf die klimafreundliche Schiene zu verlagern, ist Kern unserer Strategie der „Starken Schiene“ und Leitlinie unseres Handelns.
Dieser Sommer hat auch gezeigt, dass der Trend zur klimafreundlichen Schiene stabil ist: Noch nie sind so viele Menschen so viele Kilometer Bahn gefahren. Das 9-Euro-Ticket hat den Run auf die Bahn weiter verstärkt. Und auch immer mehr Unternehmen wollen ihre Güter auf der Schiene transportieren.
Zur Wahrheit gehört aber auch: Das Schiennenetz, das in Teilen überaltert und störanfällig ist, kann mit dem rasanten Wachstum nicht mehr Schritt halten. Gemeinsam mit dem Bund haben wir deshalb einen radikalen Kurswechsel bei der Sanierung unserer Infrastruktur beschlossen, den wir im Schulterschluss mit der gesamten Branche angehen. Wir machen aus dem hochbelasteten Netz ein Hochleistungsnetz: robust, leistungsfähig und mit Platz für noch mehr Züge.
Innovationen für Mobilität
und Logistik von morgen
Klar ist, der nachhaltige Erfolg der Eisenbahn hängt entscheidend davon ab, ob wir als Branche für noch mehr Kapazität, Zuverlässigkeit und Attraktivität sorgen können. Neben der Sanierung der Infrastruktur sind eine große und moderne Fahrzeugflotte, innovative Technik und Digitalisierung essentiell – und der Austausch unter Expert*innen unverzichtbar.
Nachdem das aufgrund der Pandemie nur bedingt möglich war, freue ich mich umso mehr, dass die InnoTrans als weltweite Leitmesse für Verkehrstechnik dieses Jahr wieder Unternehmen, Politik und Verkehrsexpert*innen zu einem hochkarätigen Branchentreff zusammenbringt. Unter dem Motto „Next stop: Green Digital Mobility“ präsentieren wir brandneue Fahrzeuge, technologische Neuheiten und innovative Konzepte für die Mobilität und Logistik von morgen: Die Zukunft ist klimafreundlich und sie ist digital.
In den Ideenzügen von DB Regio machen wir mit visionären Innenraumkonzepten den Nahverkehr der Zukunft schon heute erlebbar: Nach der Messe geht der erste umgebaute Doppelstockwagen bei der Südostbayernbahn in den Regelbetrieb. DB Cargo wird im Schienengüterverkehr künftig noch achtsamer mit unseren Energie-Ressourcen umgehen. Neue Zweikraftloks, modulare Güterwagen und die digitale automatische Kupplung bringen mehr Güter auf die Schiene. Wir investieren hier langfristig für die Logistik von morgen.
Zukunftstechnologien wirken oft
hinter den Kulissen
Die Digitalisierung spielt sich vielfach hinter den Kulissen ab. Schlagwörter lauten Big Data, Sensorik oder 5G. Wie das in der Realität aussehen kann, zeigen wir auf der Messe zum Beispiel mit dem Advanced Train Lab. Mit zwei Versuchszügen ermöglichen wir der gesamten Branche, Technologien unter Realbedingungen zu erproben. Beispiele sind mobilfunkdurchlässige Scheiben oder Biokraftstoff. Von zentraler Bedeutung ist auch das Programm „Digitale Schiene Deutschland“. Zukunftstechnologien wie künstliche Intelligenz und automatisiertes Fahren werden zur neuen Normalität auf dem Gleis.
Die Fähigkeit, sich immer wieder auf Neues einzustellen, ist auch vor dem Hintergrund der rasant fortschreitenden technologischen Entwicklung erfolgsentscheidend. Wir sind überzeugt, dass die Digitalisierung wesentlicher Teil der Lösung ist, um das Gesamtsystem fit für Wachstum und Verkehrsverlagerung zu machen. Im Kampf gegen Klimawandel und Verkehrskollaps kann die Schiene als Rückgrat einer digitalen, klimafreundlichen Mobilität neue Maßstäbe setzen.
Wir freuen uns auf viele interessante Gespräche und Begegnungen auf der InnoTrans 2022. Allen Messebesucher*innen ein herzliches Willkommen in Berlin!
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