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Die Schiene nach der Krise

Alles spricht für eine gute Zukunft der Eisenbahn

ICE fährt auf freier Strecke
Foto: DB AG/Volker Emersleben

Corona hat die Wachstumsstory der Schiene in Deutschland vorerst ausgebremst. Dennoch gibt es sehr gute Gründe, mit Optimismus in die Zukunft des Verkehrsträgers zu schauen.

Würde mich jemand nach einem Motto für die zurückliegenden Monate fragen – „immer wieder auf Neues einstellen“ käme sicher darin vor. So war es auch mit diesem Text: Er war ursprünglich gedacht als Rahmung für die InnoTrans 2020. Doch dann kam die Pandemie, und mit der Absage der Messe rückten auch alle optimistischen Szenarien für den Eisenbahnsektor vorerst in den Hintergrund. Die Aufmerksamkeit galt nun dem Corona-Krisenmanagement; um die vor uns liegende Renaissance der Eisenbahn oder den Beitrag der Schiene für eine grüne Mobilitätswende wurde es leiser.

Dennoch hat sich an meinem Grundoptimismus zur Zukunft der Eisenbahn wenig geändert. Ja, hinter uns allen in der Branche liegt eine anspruchsvolle Zeit. Die Wachstumsstory der Eisenbahn in Deutschland wurde jäh ausgebremst. Auf Rekordwerte bei unseren Reisendenzahlen im Januar und Februar 2020 folgten ab März noch nie dagewesene Einbrüche bei der Nachfrage sowie eine äußerst angespannte finanzielle Lage. Der Umgang mit dieser Ausnahmesituation beschäftigte die gesamte Branche. Gemeinsam haben wir effektive Lösungen erarbeitet – und dabei auch große Unterstützung seitens des Bundes erfahren.

Noch ist die Krise nicht ausgestanden. Der Silberstreif am Horizont kommt näher, doch zugleich stehen uns weiter schwierige Tage bevor. All das mag erst mal nicht Anlass für Optimismus geben. Warum aber, so mögen Sie sich fragen, habe ich ihn trotzdem? Hierfür gibt es mindestens vier gute Gründe:

2020 haben die Bahnen gezeigt, dass sie systemrelevant sind

Erstens: 2020 war für uns bei der DB – aber ich denke auch für die gesamte Branche – trotz allem kein verlorenes Jahr. Im Gegenteil: Inmitten der Krise sind wir enger zusammengerückt und haben in einer gemeinsamen Kraftanstrengung gezeigt, was wir für das Funktionieren der Gesellschaft leisten. Dazu gehört zum einen das Aufrechterhalten von Mobilität und Logistik. Die Eisenbahnen haben gezeigt, dass sie systemrelevant sind.

Zum anderen haben wir – dank der Unterstützung des Bundes – unsere Investitionen in die Infrastruktur nie heruntergefahren: Das Gegenteil war der Fall. Wir bauen und erneuern auf Rekordniveau und leisten so auch einen volkswirtschaftlichen Beitrag für Konjunktur, Wachstum und Beschäftigung.

Für das Land da zu sein und Verantwortung für das Gemeinwohl zu übernehmen – das hat für viele unserer Mitarbeitenden auch ein Gefühl von Stolz und Sinn gestiftet. Wir sehen das bei der DB deutlich in internen Erhebungen. Deshalb möchte ich hier an dieser Stelle ausdrücklich auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Danke sagen, die jeden Tag mit Herzblut und Leidenschaft einen herausragenden Job machen.

Die Entwicklung im Jahr 2020 hat klar gezeigt, dass unsere DB-Strategie „Starke Schiene“ – die ja den Beitrag für die Gesellschaft in den Mittelpunkt stellt – genau die richtige ist. Bestärkt in unserem Kurs richten wir daher den Blick auf die Zukunft, in der die Eisenbahn weiterhin Teil der Lösung sein wird. Und genau das ist der zweite Grund für meinen Optimismus. An vorderster Stelle steht hier der Klimawandel. Er mag durch Corona temporär an Beachtung verloren haben, nicht aber an Wichtigkeit.

Auch nach Corona bleibt Klimaschutz ein Argument für die Bahn

Klar ist: Eine umweltfreundliche Mobilität wird es nur mit der Schiene geben. Es ist ihre Rolle als grünster motorisierter Verkehrsträger, die in Vor-Corona-Zeiten immer mehr Menschen zum Bahnfahren animiert hat. In Nach-Corona-Zeiten wird das wieder so sein, da bin ich mir sicher. Der weitere Ausbau des Systems ist daher entscheidend für das Erreichen der Klimaziele. Ganz so, wie sie im Klimaschutzprogramm der Bundesregierung und im „Green Deal“ der Europäischen Kommission vorgesehen sind.

Damit bin ich beim dritten Grund für meinen Optimismus: der unverändert starken politischen Unterstützung für die Schiene. Auch hier ist in den zurückliegenden Monaten sehr viel passiert: Etwa die Verständigung auf den Masterplan Schienenverkehr, der ambitionierte Ziele für den Sektor formuliert. Oder die Ausstattung mit weiteren Mitteln zur Stärkung der Schiene, sei es durch das Corona-Konjunkturpaket oder die Hochläufe im Bundeshaushalt 2021, etwa zur Realisierung des „Starterpakets Digitale Schiene“.

Frau mit Maske im Zug
Private Reisen werden nach der Pandemie wieder zunehmen und das Arbeiten von unterwegs Teil des Alltags werden (Foto: DB AG/Patrick Kuschfeld)

Das „Europäische Jahr der Schiene“ kommt genau zur richtigen Zeit

Stichwort Europa: Mit der im Dezember vorgelegten Strategie der Europäischen Kommission für nachhaltige und intelligente Mobilität sehen wir auch hier einen beachtlichen Push für eine Stärkung der Schiene. Mit Hilfe der Eisenbahn soll eine „fundamentale Transformation“ des Verkehrssystems in Europa erreicht werden – ganz im Sinne des „European Green Deal“. Als DB werden wir dieses zukunftsweisende Vorhaben mit aller Kraft unterstützen.

Ein äußerst starkes Signal auf diesem Weg ist auch, dass die europäischen Institutionen 2021 zum Europäischen Jahr der Schiene gekürt haben. Ich finde: Dieses Signal kommt genau zur richtigen Zeit. Denn je mehr wir uns dem Ende der akuten Corona-Krise nähern, desto stärker werden Fragen von Mobilitätsverhalten und Nachhaltigkeit wieder in den Vordergrund treten. Hier auf das attraktive Angebot der Schiene hinzuweisen, ist absolut richtig.

Dass die Nachfrage nach Bahnreisen und Gütertransport zurückkehren wird, davon bin ich überzeugt. Und das ist auch der vierte Grund für meinen Optimismus. Ich sehe sogar die Chance, dass uns die Krise mittelfristig mehr Reisende und Güter bescheren wird, als wir vor Corona eingeschätzt hatten.

Mittelfristig werden wir alle sogar mehr unterwegs sein als vor Corona

Denn die Digitalisierung und Flexibilisierung von Beruf und Alltag, die wir aktuell beobachten, sorgt letztlich für mehr Mobilität und Logistik. Im Personenverkehr mag die Pendelei ins Büro ab-, private Reisen dafür aber zunehmen. Und statt „Homeoffice“ wird es „Mobile Office“ heißen: Es wird normaler, aus dem Gästezimmer bei Freunden zu arbeiten. Oder aus dem Ferienapartment an der Ostsee. Das wird uns alle mehr unterwegs sein lassen. Zudem wird der Luftverkehr nach Corona ein anderer sein. Die Schiene steht in jedem Fall für eine Verkehrsverlagerung bereit.

Es gibt also sehr gute Gründe, optimistisch in die Zukunft der Eisenbahn zu schauen. Wir bei der DB tun das. Und wir bereiten uns weiter auf die Zukunft vor. Dabei bleibt die „Starke Schiene“ unser Antrieb und Orientierungspunkt. Das heißt konkret: Unseren ambitionierten Investitions- und Digitalisierungskurs führen wir fort – und setzen dabei auf das bewährte Miteinander in der Branche und zwischen allen Beteiligten.

Wenden wir uns also gemeinsam der vielversprechenden Zukunft zu und machen wir etwas aus den positiven Ausgangsbedingungen! Auf dass wir diesen Fortschritt miteinander feiern können: im Herbst dieses Jahres, wenn wir auf ein „Sommermärchen“ mit zurückkehrender Nachfrage zurückblicken, und im Herbst des kommenden Jahres, wenn wir bei der InnoTrans gemeinsam feststellen, dass die Branche gestärkt aus der Krise hervorgegangen ist. Ich freue mich sehr darauf.


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