Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat auf seiner Jahrespressekonferenz die „ÖPNV-Bilanz des Corona-Jahres 2020“ gezogen und blickt trotz tiefroter Zahlen durchaus optimistisch in die Zukunft.
Obwohl seit März 2020 teilweise bis zu 80 Prozent weniger Fahrgäste mit Bussen und Bahnen des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) gefahren seien, hätten die Unternehmen nahezu 100 Prozent ihres Angebotes aufrechterhalten. Das habe der Branche Verluste bei den Ticketeinnahmen von rund 3,5 Milliarden Euro eingebracht, die durch den von Bund und Ländern zur Verfügung gestellten Rettungsschirms aufgefangen worden seien, teilte der Verband mit. Eigenen Berechnungen zufolge reichen die zur Verfügung stehenden 5 Milliarden Euro allerdings nur noch bis Ende des ersten Quartals – der VDV habe deshalb vor, zeitnah mit der Politik über einen zweiten Rettungsschirm zu sprechen.
Derzeit gehe man davon aus, dass erst ab Herbst wieder mit steigenden Fahrgastzahlen zu rechnen sei, sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann auf der Pressekonferenz. Derweil unternehme die Branche alles, um Fahrgäste und Fahrpersonal zu schützen, betonte Wortmann und verwies auf die zahlreichen betrieblichen Maßnahmen, die im ÖPNV seit Beginn der Pandemie ergriffen worden sind (Abstands- und Hygieneregeln, Einbau von Trennscheiben in Bussen, Intensivierung der Reinigungsmaßnahmen, etc.).
Es gebe nach wie vor keine wissenschaftliche Studie, die im ÖPNV eine erhöhte Ansteckungsgefahr nachweise. Da könne man immer nur auf die bisherige Faktenlage verweisen, die der VDV auf der Website www.besserweiter.de unter anderem per Wissenschaftsticker tagesaktuell zusammenfasst. Eine weitere Studie zum Infektionsrisiko ist in Zusammenarbeit mit dem RMV und der Berliner Charité im Februar gestartet.
Wortmann und VDV-Hauptgeschäftsführer Oliver Wolff gehen davon aus, dass in der Verkehrsbranche nach dem Abflauen der Pandemie wieder die Themen Klimaschutz und Personal in den Vordergrund treten werden: Über 76 Prozent der VDV-Mitgliedsunternehmen hätten im vergangenen Jahr mehr Personal eingestellt. Nach wie vor suche die Branche vor allem Fahrpersonal und gewerblich-technisch orientierte Mitarbeiter*innen, sagte Wortmann.
Wolff hingegen verwies auf den europaweit gestiegenen Stellenwert des Verkehrsträgers Schiene und auf das Europäische Jahr der Eisenbahn sowie die Initiative, wieder verstärkt auf Nachtzüge in Europa zu setzen. Unter dem Strich werde sich aber am Zustand und an den Investitionen in die Infrastruktur zeigen, ob die Politik Wort halte und die Schiene die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen könne, sagte Wolff.
(26.2.2021)