Die Technische Hochschule Mittelhessen hat ihren diesjährigen Kongress „Infrastruktur Digital Planen und Bauen 4.0“ per Livestream abgehalten. Knapp 300 Teilnehmende verfolgten online das Geschehen an den beiden Veranstaltungstagen am 15. und 16. September, die meisten Referenten waren per Videokonferenz zugeschaltet. Hinzu kamen einige Gäste und Vortragende, die in Gießen vor Ort waren.
Auf der Agenda standen die Implementierung von Building Information Modeling (BIM) bei großen Infrastrukturbetreibern wie der Bundeswehr und der Deutschen Bahn, die Umsetzung des BIM-Stufenplans unter Federführung des Bundesverkehrsministeriums sowie verschiedene Beispiele für Projekte, Praxisanwendungen und technologische Neuerungen.
Den Stand der BIM-Einführung bei der Deutschen Bahn beschrieb Dr. Katja Hüske, Leiterin Management Großprojekte bei der DB Netz AG, in ihrem Vortrag. Mit der Definition zentraler Standards, der Erstellung von digitalen Musterdokumenten und dem Aufbau einer Kernplattform werde die Einführung von BIM bis Ende dieses Jahres abgeschlossen, die Bahn sei damit „BIM ready“, so Hüske. Neben vielen technischen Herausforderungen, wie standardisierten Datenformaten und passenden Software-Lösungen, sind Mensch und Qualifizierung die zentralen Erfolgsfaktoren, so die DB-Managerin. Wichtig sei es, dass sich alle an Infrastrukturprojekten Beteiligten auf die neuen Verfahren und Arbeitsweisen einstellen, wobei BIM-Experten als Multiplikatoren eine zentrale Rolle spielen.
Mit der Bauindustrie und den relevanten Behörden sowie wissenschaftlicher Begleitung durch die TU Berlin hat die Bahn ein „Partnerschafts-Modell Schiene“ etabliert, um den Einsatz der BIM-Methodik in der Branche gemeinsam voranzutreiben. Auf die Zusammenarbeit von Bahn und Eisenbahn-Bundesamt bei der Digitalisierung von Antrags- und Genehmigungsverfahren ging Martin Hinz, Gesamtkoordinator Implementierung BIM beim EBA, in seinem Vortrag ein.
Wo DB Station&Service in Sachen BIM steht, erläuterte Dr. Katja Maaser, Leiterin Digitalisierung und Standardisierung beim Bahnhofsbetreiber der Deutschen Bahn. Derzeit werden dort 460 Projekte mit BIM umgesetzt, weitere 1155 sind geplant. Absehbar sei bereits, dass die Baukosten durch die Standardisierung der Verfahren sinken, so Maaser. Die aktuelle Etappe der BIM-Einführung bei DB Station&Service besteht in der Übergabe digitaler Daten an Betrieb und Instandhaltung und deren kontinuierliche Nutzung und Aktualisierung im Lebenszyklus.
Wie wichtig es ist, die Nachwuchs-Fachkräfte der Bahnbranche bereits in der Ausbildung an die BIM-Methodik heranzuführen, unterstrich der Vortrag von Prof. Frank Lademann, Leiter des Fachgebiets Bahnsysteme und Verkehrstechnik an der gastgebenden THM. Er stellte drei Studiengänge vor, in denen BIM auf dem Lehrplan steht, darunter den Bachelor Bauingenieurwesen mit der Vertiefung Infrastruktur, den neu akkreditierten Bachelor Bahningenieur mit Vertiefung Bauwesen sowie den neuen Master Infrastrukturmanagement.