Deutschland hat im Juli die EU-Ratspräsidentschaft übernommen – die Bahnbranche erhofft sich davon auch Impulse für den Schienensektor. Einen ersten Vorschlag haben das Verkehrsbündnis Allianz pro Schiene und die Deutsche Umwelthilfe (DUH) eingebracht. Darin sprechen sich die Verbände für die Elektrifizierung von Eisenbahn-Grenzübergängen nach Mittel- und Osteuropa aus. Konkret geht es dabei um insgesamt fünf grenzüberschreitende Bahnstrecken, die von Berlin, Sachsen und Bayern nach Polen, in die Tschechische Republik und nach Österreich führen.
Mit der Elektrifizierung soll der Marktanteil der Schiene ausgebaut und damit die umweltfreundliche Verkehrswende vorangetrieben werden. „Mit elektrifizierten Grenzübergängen kann gerade der Schienengüterverkehr seine Vorteile in Europa voll ausspielen, um den Lkw bei internationalen Transporten zurückzudrängen“, so Allianz pro Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege. DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch fordert die Politik zu mehr Ehrgeiz bei der Elektrifizierung auf: „Ziel der Bundesregierung muss es sein, nicht nur das selbst formulierte Elektrifizierungsziel für 2025 von 70 Prozent zu erreichen, sondern darüber hinaus möglichst schnell dem Vorbild Schweiz zu folgen“, so Resch.
Laut Angaben der Verbände bringt der Ersatz von Diesellokomotiven nicht nur reduzierte Schadstoff- und Lärmemissionen mit sich, sondern auch betriebliche Vorteile, da unter anderem der Fahrzeugwechsel beim Übergang von elektrifizierten zu nicht-elektrifizierten Streckenabschnitten entfällt. Derzeit ist nur knapp die Hälfte der 59 Eisenbahn-Grenzübergänge elektrifiziert, bei den Bahnstrecken im deutschen Schienennetz insgesamt sind es 60 Prozent. Laut Koalitionsvertrag soll dieser Anteil bis 2025 auf 70 Prozent steigen. Die zu Jahresbeginn gestartete Kampagne der DUH mit dem Titel „Lückenschluss“ hat dagegen die Schweiz im Blick, wo das Schienennetz vollständig elektrifiziert ist.
(27.7.2020)