Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat auf seiner Jahrestagung 2020 eine erste Zwischenbilanz zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den öffentlichen Personenverkehr gezogen. Demnach geht der VDV bis zum Jahresende von einem Verlust in Höhe von 5 Milliarden Euro bei den Fahrgasteinnahmen aus. Die Unternehmen des öffentlichen Personenverkehrs seien auch während der Ausgangsbeschränkungen im Schnitt zu 80 Prozent das reguläre Angebot gefahren, obwohl zu diesem Zeitpunkt nur rund 20 Prozent des sonst üblichen Fahrgastaufkommens zu verzeichnen gewesen sei, sagte VDV-Präsident Ingo Wortmann auf der Jahrestagung, die aufgrund der Pandemie virtuell stattfand. Hinzu komme, dass die Einnahmen auch weiterhin deutlich geringer als kalkuliert ausfielen, da die Menschen nur langsam in die Busse und Bahnen zurückkehrten, während die Kosten für das inzwischen wieder voll aufgenommene Angebot unvermindert anfielen, sagte Wortmann.
Die Branche will laut einer Pressemitteilung des VDV so schnell wie möglich wieder an die Erfolge und an das Wachstum in der Zeit vor der Corona-Pandemie anknüpfen. Dazu haben die Unternehmen den Angaben zufolge bereits zahlreiche Maßnahmen in die Wege geleitet, um Kundinnen und Kunden zurückzugewinnen und das Vertrauen in einen sicheren öffentlichen Personenverkehr zu stärken, zum Beispiel durch eine Erhöhung der Hygienestandards und Reinigungsintervalle in den Bussen und Bahnen. Das umfangreiche Angebot des öffentlichen Personenverkehrs wird nach Angaben des VDV aber nur dann auf Dauer aufrecht erhalten werden können, wenn „die angekündigten Gelder aus dem ÖPNV-Rettungsschirm passgenau fließen.“ Aus diesem Grund hatte der VDV den jüngsten Beschluss des Verkehrsministeriums zur finanziellen Beteiligung der Länder am ÖPNV-Rettungsschirm ausdrücklich begrüßt, aber zugleich auch eine schnelle Umsetzung und ausreichende Flankierung durch die Länder gefordert.
Hintergrund: Mit einem umfangreichen Konjunkturprogramm will die Bundesregierung die Auswirkungen der Corona-Pandemie für die deutsche Wirtschaft abmildern. Das Kabinett hat dazu im Juni ein Maßnahmenpaket mit einem Volumen von insgesamt 130 Milliarden Euro beschlossen. Darin enthalten ist auch eine einmalige Aufstockung der Regionalisierungsmittel für den öffentlichen Nahverkehr in Höhe von 5 Milliarden Euro, die zu gleichen Teilen von Bund und Ländern finanziert wird.
Darüber hinaus vereinbarten Bundesregierung und Bahnbranche Ende Juni den sogenannten Schienenpakt, in dem der Corona-Pandemie zum Trotz am Ziel festgehalten wird, die Zahl der Fahrgäste bis zum Jahr 2030 zu verdoppeln. Auch der Anteil der Schiene am Güterverkehr soll steigen. Hinzu kommt unter anderem die Einführung des Deutschlandtakts und die Zusage, die Investitionen in die Schieneninfrastruktur nachhaltig zu erhöhen.
(29.6.2020)